Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
Heute ist der letzte Schultag in der Volksschul-Laufbahn meines jüngeren Sohnes. Ich habe in letzter Zeit oft daran gedacht, welch zauberhaftes Strahlen in den Augen der Kinder an ihren allerersten Schultagen zu sehen ist. Ohne, dass sie genau erahnen können, was auf sie zukommt, umhüllt sie in dieser Zeit der Zauber der kindlichen Wissbegierigkeit und der Vorfreude, für das Leben lernen zu dürfen.
Noch erahnen sie in diesen Tagen noch nicht, was sie alles lernen dürfen. Noch können sie schwer abschätzen, wie sich der Mikrokosmos entwickeln wird, in den sie eintreten. Noch kennen sie nicht das Regelwerk, die Strukturen, die von da an viele Jahre ihrer Entwicklung in eine gewisse Richtung lenken werden. Wie groß ist das Vertrauen in den Herzen der Kinder, dass ihre Eltern sie in ein Umfeld übergeben, dass nur positiv sein kann für sie. Wie groß ist die Erwartungshaltung, dass die Pädagogen ihnen das Handwerkszeug beibringen werden, das sie noch ihr ganzes Leben lang brauchen werden.
In einer volatilen Welt, die nach Perspektiven und Stabilität lechzt, sind sie die Zukunft. Wie wenig wissen sie über die Erwartung, die wir alle in sie stecken. Wie viel gibt es über Lesen, Rechnen und Schreiben hinaus noch zu verstehen und zu lernen. Wie sehr hoffen wir, dass sich diese unsere Kinder zu guten Menschen entwickeln. Wie wichtig ist es für sie, in einer werteorientierten Umgebung das Wichtigste im Leben zu lernen: dass man auf einander rücksichtsvoll eingehen und Unterschiede zwischen Individuen als bereichernd und nicht als befremdlich ansehen soll. Zu lernen, dass man ohne Gewalt einen Konflikt lösen kann, weil man auf einander eingeht und auch Kompromisse schließen kann – „das ist viel schwerer, als gute Noten zu schreiben“, sagte ein höchstgeschätzter Gymnasialdirektor kürzlich.
Eine pädagogische Institution, in der Kinder unterschiedlichster Nationalitäten, Religionen und heterogener sozialer Herkunft genau darauf vorbereitet werden, verliert nach über 135 Jahren ihren Träger: mit Ende des Schuljahres 2024/25 haben die Franziskanerinnen von Vöcklabruck die Volksschule in der Schwarzstraße aufgegeben. Es werden im Herbst keine neuen Erstklassler mit ihren freudestrahlenden Augen ihren besonderen Zauber versprühen können. Die Zukunft der aktuellen Schüler ist noch immer nicht dauerhaft gesichert. Diese, ihre Familien, der Elternverein und das verbleibende Kollegium geben die Hoffnung nicht auf, dass unter dem Interims-Träger, der Erzdiözese Salzburg, ein langfristiger Erhalt der Volksschule möglich werden kann.
Den Zauber dieser wunderbaren Gemeinschaft, getragen von echter Menschlichkeit und Hingabe der gesamten Schulgemeinschaft wollen sie alle nicht sterben lassen. Er soll weiter getragen werden, von einer Volksschul-Generation zur nächsten. Hinein ins Leben, in unsere Gesellschaft. Auf dass diese eine zauberhafte Zukunft hat. (HefFl)
An dieser Stelle auch noch ein herzliches Danke an alle Pädagog:innen der Volksschule Schwarzstraße, den genialen Vorstand des Elternvereins (Ihr seid ein super Team!), die gesamte Schulgemeinschaft und alle Wegbegleiter in den letzten Jahren auf unserem unermüdlichen Kampf um den Erhalt unserer wunderbaren Bildungseinrichtung.
Florian Heffeter (Obmann des Elternvereins)